Rums Gefängnis (Murru vangla) II
Estland 🇪🇪
Besucht: 05/2023
Online: 25.04.2025
Die Zellen im Keller wurden für Bestrafungen genutzt. Wenn der Häftling den Wärter angriff, verbotene Substanzen verwendete, seine Mitgefangenen verletzte oder sich auf andere Weise nicht kooperativ verhielt. Die Strafe betrug in der Regel wenige Tage bis 10 Tage, aber es gab auch Männer, die am Ende Monate in Einzelhaft verbrachten und immer wieder neue Straftaten begingen. Gefangene könnten absichtlich so gehandelt haben, weil sie Angst hatten, in die Abteilung zurückzukehren.
Hier war es nicht schön. Ein ehemaliger Häftling erinnert sich: „Im Winter konnte die Temperatur auf starke Minusgrade sinken. Die Wände waren eisig und weiß. Die Beine durften nicht unter der Decke hervorgezogen werden, die Ratten kamen, um unsere Zehen anzufressen. Manchmal schliefen wir mit unseren Stiefeln.” Zu sowjetischen Zeiten waren die Zellen ungeheizt. Die Heizungen wurden erst eingebaut, nachdem der "Eiserne Vorhang" gefallen war.
Die Glasfenster wurden hier erst nach der Befreiung Estlands angebracht, als das neue Gesetz vorschrieb, dass der Gefangene auch Sonnenlicht erhalten muss. Früher waren vor den Fenstern große Glasblöcke, sodass der Häftling nicht hinausschaute, es war nur ein schwacher Schein.
Der Korridor führt hinaus zu den so genannten „Gehboxen“, wo gefährliche Gefangene, die sonst in den Zellen eingeschlossen waren, eine Stunde lang Freigang hatten. Es ist einer der gespenstischsten Orte in diesem Gefängnis.
Im zweiten Stock lebten besonders gefährliche Häftlinge, die zu langjähriger oder lebenslanger Strafe verurteilt worden waren, und auch Häftlinge, die aus irgendwelchen Gründen nicht in der Wohnzone leben konnten, weil ihre Feinde dort waren.
So lebte beispielsweise Romeo Kalda, ein Mann, der 1996 wegen Mordes an einem Polizisten zum Tode verurteilt worden war, in dem Haus, wurde aber im Februar 1997 aufgrund einer Änderung des Strafgesetzbuchs durch lebenslange Haft ersetzt. Seine Zelle hatte die Nummer 232.
Da die Zellen klein sind, waren die Betten tagsüber an den Wänden festgebunden. Die Gefangenen durften sich tagsüber nicht hinlegen.